Hintergründe zu unserem Demografie-Projekt
Die Einwohnerentwicklung Leisnigs – und warum ein Umdenken für Leisnig zukunftsweisend ist
Eine Analyse der DSK GmbH
Aktuelle Entwicklungen im Überblick
Die Analyse von statistischen Bevölkerungsdaten sowie die Erstellung einer Bevölkerungsprognose sind wichtige Bausteine für eine gezielte Stadt- und Einwohnerentwicklung. Sie bilden die Grundlagen für Entscheidungsträger und ermöglichen das Abschätzen von Auswirkungen getroffener Entscheidungen. Besonderer Fokus liegt dabei auf der zukünftigen demographischen Entwicklung.
Leisnig hat seit 1990 gut 30 % seiner Einwohnerzahl verloren. Zwar schwächte sich der Rückgang in den letzten Jahren etwas ab, eine generelle Trendumkehr ist nicht unmöglich, jedoch mit enormen Anstrengungen verbunden. Treibende Kraft dieser Entwicklung ist die ungünstige Bevölkerungsstruktur vor Ort, die für einen deutlichen Sterbeüberschuss (mehr Sterbefälle als Geburten) sorgt und auch durch aktuelle (Zu-)Wanderungsbewegungen nur abgeschwächt, jedoch nicht umgekehrt werden kann. Der Sterbeüberschuss wird sich in den nächsten Jahren weiter erhöhen.
Abbildung 1: Einwohnerentwicklung seit 1990 (DSK GmbH; Datengrundlage: Statistisches Landesamt Sachsen)
Die Tiefenanalyse der Wanderungsbewegungen der letzten 5 Jahre zeigt, dass Leisnig vor allem aus den nördlich und westlich gelegenen Kommunen (Grimma, Mügeln, Oschatz, Ostrau) Einwohner gewinnt. Auch aus Leipzig gibt es, wenngleich geringe, Einwohnergewinne. Mit den östlichen Nachbarn Großweitzschen oder Döbeln bestehen hingegen Wanderungsverluste.
Abbildung 2: räumliches Wanderungsmuster (DSK GmbH; Datengrundlage: Einwohnermeldeamt Leisnig)
Betrachtet man das Alter der Wanderer sind klare Zuzugs- (25-40 Jahre und 0-15 Jahre) und Wegzugscluster (15-21 Jahre) erkennbar. Außerhalb der genannten Altersgruppen herrscht ein diffuses Wanderungsverhalten. Die Zuzugscluster sind klar der Gruppe der Familiengründer und Eigentumsbildner zuzuordnen. Das Wegzugscluster entspricht der klassischen Bildungsabwanderung. Im Vergleich zu den Bildungsabwanderern hat Leisnig bei den Familiengründern/Eigentumsbildner größere Handlungsmöglichkeiten. So wird der Zuzug in dieser Altersgruppe im Wesentlich vom vorhandenen Wohnungs- und Bauplatzangebot bestimmt. Hier sind sowohl Qualität als auch Quantität ausschlaggebende Kriterien.
Abbildung 3: Wanderungsmuster (DSK GmbH; Datengrundlage: Einwohnermeldeamt Leisnig)
Unter den vorgestellten Rahmenbedingungen und Annahmen ergibt sich die folgende Bevölkerungsprognose für die nächsten 20 Jahre. Das Szenario „natürliche Entwicklung“ bildet die Einwohnerentwicklung ohne Wanderungsbewegungen ab, sie betrachtet ausschließlich Geburten und Sterbefälle anhand der Altersstruktur der Bevölkerung. Die beiden anderen Szenarien beziehen die durchschnittlichen Wanderungsbewegungen der letzten 3 bzw. 5 Jahre ein. Zum Vergleich sind die beiden Szenarien der Prognose des Statistischen Landesamtes dargestellt. Dieses rechnet mit dem Stichtag 31.12.2018. Die positive Entwicklung der Wanderungszahlen in den letzten beiden Jahren sind dementsprechend nicht in die Vorausberechnung des Statistischen Landesamtes eingeflossen. Unabhängig vom gewählten Szenario ist auch weiterhin von einem Rückgang der Einwohnerzahlen in Leisnig auszugehen. Je nach Wanderungsszenario liegt der Rückgang bis 2040 zwischen 9,6 % (794 Einwohner) und 12,8 % (1.060 Einwohner). Langfristig wird einer Entwicklung um das 5-Jahres-Szenario die höchste Eintrittswahrscheinlichkeit eingeräumt.
Abbildung 4: Bevölkerungsprognose (DSK GmbH; Datengrundlage: Einwohnermeldeamt Leisnig)
Fazit
Leisnig wird auch in den kommenden Jahren mit hoher Wahrscheinlichkeit mit schrumpfenden Einwohnerzahlen konfrontiert sein. Der Umgang mit sinkenden Einwohnerzahlen sowie einer veränderten Bevölkerungsstruktur werden weiterhin Thema in der Stadtgesellschaft bleiben. Es ist in den letzten Jahren gelungen, die Schrumpfungsbewegung deutlich zu verlangsamen. Ausschlaggebend war und ist dafür ein verändertes Wanderungsverhalten. Die natürliche Entwicklung aus Geburten und Sterbefällen wird weiterhin die grundlegende Bevölkerungsentwicklung bestimmen. Während besonders zwischen 2000-2010 die Abwanderung den Einwohnerrückgang noch beschleunigte, bremst die aktuelle Entwicklung mit positiven Wanderungssalden den weiteren Rückgang. Die Tiefenanalyse der Wanderungsdaten zeigen, dass der Trend nicht von einzelnen, womöglich übergeordneten Entwicklungen abhängt. Eine Fortsetzung der bisherigen räumlichen Wanderungsmuster scheint realistisch. Auch die altersstrukturelle Zusammensetzung der Zu- und Wegzügler lässt auf Fortsetzung der bisherigen Wanderungsbewegungen (bei gleichbleibenden Rahmenbedingungen) schließen. Abzuwarten ist, wie sich die generelle Verringerung der Personen im klassischen Wanderungsalter (etwa 16-40 Jahre) perspektivisch auf die Wanderungsmuster auswirkt. Stand heute ist besonders in den nächsten 10 Jahren die Gefahr des Rückgangs des Wanderungssaldos gegeben.
Leerstandsanalyse
Im Rahmen des Demographieprojektes wurde eine Leerstandsanalyse durchgeführt. Diese beinhaltete die Identifikation von Baulücken/Brachen/leeren Grundstücken in der Stadt Leisnig und ihren Ortsteilen sowie die Erhebung von leerstehenden Wohnungen im Bereich der Kernstadt Leisnig.
Der städtebauliche Grundsatz „Innenentwicklung vor Außenentwicklung“ ist in Zeiten wachsender Städte und Verdichtungsräume auf der einen Seite und schrumpfender Gemeinden und Dörfer auf der anderen Seite präsenter denn je und daher 2011 im Baugesetzbuch (BauGB) festgesetzt worden. Lediglich eine qualitätsvolle und gezielte Innenentwicklung kann der Herausforderung einer stetig steigenden Nachfrage nach Wohn- und Gewerbeflächen entgegenwirken bzw. dazu beitragen, den Zersiedelungsprozess in kleinen Gemeinden zu stoppen.
Die Ausweisung neuer Baugebiete (flächenmäßig) ist eine beliebte Vorgehensweise, um neue Einwohner in die Stadt zu locken. Dies widerspricht jedoch zumindest in Teilen dem oben genannten städtebaulichen Grundsatz. Um das Ziel einer qualitätsvollen Nachverdichtung und damit einer städtebaulichen Aufwertung der Gesamtstadt Leisnig zu erreichen, gilt es mögliche Potenzialflächen sowie Leerstände im Innenbereich zu identifizieren. Gemeint sind Grundstücke, die innerhalb der Gemarkungsgrenze der Stadt Leisnig und der Ortsteile liegen und eine kurz- bis mittelfristige Bebauung und damit Nutzung zulassen. Um das im Rahmen der demographischen Analyse aufgezeigte Zuzugspotential zu nutzen, beabsichtigt die Stadt Leisnig die aktive Unterstützung der Eigentümer ungenutzter Grundstücke (sowie leerstehender Wohnobjekte), um damit einen nachhaltigen Beitrag zu einer sinn- und maßvollen Nachverdichtung zu leisten.
Neben klassischen Baulücken und innerörtlichen Brachflächen sorgen besonders leerstehende Wohn- und Geschäftsgebäude für negative Auswirkungen auf das städtebauliche Umfeld wie den Straßenzug oder bei einer Häufung sogar auf das ganze Quartier und mindern dadurch die Wohn- und Lebensqualität der Bewohner. Besonders in der historischen Altstadt sind einige Gebäudeleerstände zu finden, die aufgrund der veränderten gesellschaftlichen wie wirtschaftlichen Rahmenbedingungen selten nachhaltig reaktiviert werden (können).
Ziel ist somit zum einen, die vorhandenen Baulücken und Brachen in der Kernstadt sowie den Ortsteilen einer kurz- bis mittelfristigen Nutzung zuzuführen, um die betreffenden Quartiere als lebendige und durchmischte Wohngebiete zu entwickeln und besonders für Hinzugezogene attraktiven Wohnraum zu schaffen.
Im Zuge der Grundlagenermittlung wurden zunächst potenzielle Flächen im Stadtgebiet anhand von Luftbildaufnahmen identifiziert. Im Rahmen einer Vor-Ort-Begehung erfolgt die Prüfung der Flächen. Nicht per Luftbild identifizierte Flurstücke wurden ergänzt. Anschließend erfolgt die Einordnung anhand der planungsrechtlichen Situation (Innenbereich/Außenbereich nach §34 BauGEB bzw. B-Plan nach §30 BauGB). Insgesamt konnten in der Gesamtstadt Leisnig 200 Flurstücke (ca. 320.000 m² Fläche) mit Bebauungspotential identifiziert werden. Ein Großteil ist dem Innenbereich ohne B-Plan (§34 BauGB) zuzuordnen. Einige Flurstücke sind ggf. noch zu beräumen.
Abbildung 5: Identifizierte Flächen (eigene Erhebung DSK März 2021)
Auch die Bestandsgebäude in der Kernstadt wurden hinsichtlich ihrer Leerstandssituation untersucht. In den 1.152 erfassten Gebäuden befinden sich 2.901 Wohneinheiten, von denen etwa 11 % leer stehen (322). Der Leerstand verteilt sich nicht gleichmäßig über alle Bauzustände. So beträgt die Leerstandsquote in unsanierten Objekten über 80 % wohingegen in sanierten Objekten nahezu kein Leerstand vorhanden ist.
Abbildung 6: Auswertung Gebäudekartierung (eigene Erhebung DSK März 2021)
Zusammen mit den potentiellen Bauflächen ergibt sich so ein Potential von etwa 500 zusätzlichen Wohneinheiten, ohne das neue Baulandausweisungen notwendig sind. Der Bau von Mehrfamilienhäusern ist dabei nicht berücksichtigt.
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